Von Montag bis Mittwoch diese Woche hatten wir unser jährliches Treffen mit all unseren Kollegen der Marburger Mission, die hier in Taiwan arbeiten. Wir haben uns in Hualien, an der Ostküste Taiwans, getroffen, wo die Marburger Mission ein Behindertenheim hat. Auch Rainer Becker, der Direktor der Marburger Mission und Matthias Frey, der Leiter von Tabor waren dazu aus Deutschland gekommen. Wir hatten Bibelarbeiten, haben zusammen gesungen und gebetet und die neusten Informationen aus Marburg bekommen. Solange wir Erwachsenen unsere Bibelarbeiten und Besprechungen hatten, waren Amy und Anna oft in einer Gruppe von behinderten Kindern mit dabei und haben mit ihnen gespielt.
Deutschland
Diesen Sommer waren wir wieder für einige Zeit in Deutschland. Es war sehr schön unsere Familien und viele unserer Freunde zu sehen. Mit unseren Eltern konnten wir außerdem für einige Tage gemeinsam in den Urlaub fahren. Zuerst mit Joachims Eltern an den Lago Maggiore (Norditalien) und am Ende unserer Deutschlandzeit mit Simones Eltern nach Tirol in Österreich. Diese Zeit mit den Omas und Opas haben wir alle sehr genossen. Joachim hat während unserer Zeit in Deutschland auch an seiner Doktorarbeit weitergeschrieben und ist dann für einige Tage nach London gefahren, um seinen Fortschritt mit seinem Betreuer zu besprechen.
Krabbelkreis
Seit einigen Wochen hat Simone mit einigen Müttern zusammen am Seminar einen Krabbelkreis angefangen. Die Mütter hier kennen vor allem Gruppen, wo die Mütter zusammen eine Bibelarbeit machen. Eine Gruppe wo die kleinen Kinder im Vordergrund stehen ist für viele eine neue Idee. Simone möchte gerne dieses Konzept, das wir aus unserer Deutschen Gemeinde kennen, an die Frauen am Seminar weitergeben. Wir hoffen, dass wir nach den Sommerferien auch noch einige Mütter aus der Umgebung dazu einladen können. Da es in unserer Kirche in Neuenbürg eine sehr gute Krabbelkreisarbeit gibt, nimmt Simone das Material von dort, übersetzt es auf Chinesisch und passt es noch dementsprechend an. Das ist ganz schön viel Arbeit, macht aber auch sehr viel Spaß. Im Moment kommen gerade jedes Mal sechs bis sieben Mütter und ungefähr zehn Kinder. Zuerst wird gesungen, danach gibt es eine Geschichte mit Lili der Handpuppe und anschließend etwas Kleines zu essen. Während dem Essen gibt es eine kurze Andacht für die Mütter und anschließend noch eine Aktion für die Kinder, wie zum Beispiel basteln oder zum Thema passende Spiele,…
Autowaschaktion
Vor Kurzem hat hier am Lutherischen Seminar die jährliche Autowaschaktion stattgefunden. Der Erlös dieser Aktion kommt unseren Kollegen Familie Scharrer für ihre Arbeit im Gefängnis und unter thailändischen Gastarbeitern zugute. Auch wir haben unser Auto zum Waschen abgegeben und Amy hat fleißig dabei geholfen. Auch Anna hat ihr „Auto“ gewaschen. Außerdem konnte man auch T-shirts bemalen, sich die Haare schneiden lassen oder einfach einen Kaffee trinken.
Umzug nach Hsinchu
Mitte Februar sind wir nach Hsinchu umgezogen. Es war eine große Hilfe, dass Simones Mutter für zwei Wochen bei uns sein konnte und uns beim Umzug geholfen hat. Wir haben uns hier schon ganz gut eingelebt und fühlen uns hier wohl. Joachim hat jetzt angefangen am Unterricht am Seminar teilzunehmen. Er unterrichtet zusammen mit einem anderen Lehrer, kann am Anfang aber einfach mit reinsitzen, es sich anhören, ab und zu seine Meinung zu einem Thema beitragen und nach und nach Teile des Unterrichts übernehmen. Das ist ganz gut, da es schon eine ganz schöne Herausforderung ist die ganzen neuen Vokabeln, die er für die Vorlesung braucht zu lernen. Außerdem muss er auch schauen, dass er mit seiner Doktorarbeit vorwärts kommt. Amy geht jetzt in einen Kindergarten der Presbyterianischen Kirche und hat sich dort schon ganz gut eingelebt. In der Zwischenzeit haben wir auch schon einige Familien mit Kindern kennen gelernt, mit denen Simone mit den Kindern öfters etwas unternimmt. Darüber freuen wir uns sehr.
Chinesisch Neujahr
Kurz vor unserem Umzug nach Hsinchu haben wir zum dritten mal das Chinesische Neujahrsfest in Taipei miterlebt. Das war zugleich auch ein schöner Abschied von den uns lieb gewordenen Freunden in Taipei.
In den Tagen vor Chinesisch Neujahr sind überall in der Stadt die Vorbereitungen zu sehen gewesen. Es gibt Berge von Süßigkeiten zu kaufen, überall sind Unmengen von Orangen und Äpfel zu kaufen, da diese Früchte an Neujahr Frieden und Wohlstand symbolisieren und deshalb gerne verschenkt werden. Und auch was man sonst für die vielen Neujahrsessen braucht sieht man in den Märkten auftürmt. An einem Abend bin ich noch nach Mitternacht joggen gewesen und selbst da war der Markt noch geöffnet und neben mir wurden 3 Lastwagen mit halben Schweinen abgeladen… Das war lecker, besonders als direkt neben mir eine Ladung Eingeweide vom Lastwagen in einen Korb geworfen wurde…
Die Feiertage haben wir noch einmal mit den Nachbarsfamilien verbracht und als Simones Mutter am dritten Tag von Chinesisch Neujahr gekommen ist, sind wir dann nach Hsinchu umgezogen.
Hier ein paar kleine Videos vom Neujahrsessen mit unseren Nachbarn, falls Du mal sehn willst wie so eine Feier aussieht und was es da alles zum Essen gibt: Neujahrsfeier 1, Neujahrsfeier 2, Neujahrsfeier 3.
Erdbeben
Heute Nacht um 4 Uhr hat im Süden Taiwans die Erde gebebt (Stärke 6,4). Bei uns in Taipei war es nur ein leichtes wackeln und klappern. Aber in der großen Stadt Tainan sind einige Häuser eingestürzt und es werden noch einige Menschen vermisst. Bisher sind 11 Todesopfer zu beklagen. Ein Hochhaus ist sogar wie ein Baum der Länge nach einfach umgefallen. In dem Haus wohnten 250 Bewohner und es ist ein Wunder, dass von den aus dem Gebäude bisher 220 Geretteten nur 30 ins Krankenhaus mussten.
Ab Sonntag beginnen die Chinesischen Neujahrsfeiertage und so trifft diese Notsituation die Menschen direkt vor den größten Festtagen des Jahres. Wir beten, dass noch viele Menschen aus den Trümmern gerettet werden können und um Trost für die betroffenen Familien.
Gesundheitsuntersuchung
An einem Sonntag vor einigen Wochen wurde von dem Bezirk, in dem wir wohnen, eine kostenlose Gesundheitsuntersuchung angeboten. Es waren verschiedene Stationen aufgebaut, an denen unterschiedliche Sachen untersucht wurden. Vom Blut abnehmen, über einen Lungenfunktionstest, einen Zahnarzt, bis hin zu Augenarzt, war alles dabei. Als wir hinkamen, mussten wir zuerst unsere Daten auf einem Zettel eintragen. Das fühlt sich richtig gut an, dass wir das meiste jetzt auf Chinesisch lesen und auch selbst ausfüllen können. Dann sind wir von Station zu Station gegangen und haben die Untersuchungen gemacht. Nach jeder Station bekam man einen Stempel auf seinen Zettel (wie bei einem Stationenlauf in der Jungschar 😉 ) und die Ergebnisse wurde darauf eingetragen.
Wir sind sehr dankbar, dass wir beide gesund sind. Das ist nicht selbstverständlich!
Geburtstagseinladung für Anna
Kinder sind echte Türöffner um Beziehungen zu knüpfen. Vor allem wahrscheinlich, wenn sie anders aussehen, als die meisten Kinder und statt schwarzen Haaren, blonde haben. So ist das jedenfalls bei uns. Wenn Leute an uns vorbei laufen, hört man meistens ein „Ach wie süß!“ und man ist oft schon mitten im Gespräch.
Auch unsere Nachbarn, die eine Autowerkstatt haben, mögen Anna (und natürlich auch Amy) sehr. Fast jeden Tag verbringt Anna eine Weile bei ihnen (meistens dann, wenn ich Amy aus dem Kindergarten abhole). Oft geht der Vater des Autowerkstattbesitzers dann mit Anna spazieren oder sie sind zusammen in der Autowerkstatt. So lernt Anna viele Leute kennen – die wir nicht unbedingt kennen… So ist es auch mit den Angestellten des Sportministeriums, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite von unserem Haus ist. Am Donnerstag war ich mit Anna dort zu einem Geburtstag eingeladen. Einige Angestellte des Sportministeriums wollten einer Kollegin eine Freude machen und haben deshalb Anna eingeladen. Da sie nur Anna kennen, nicht mich, lief die Einladung über unsere Nachbarn, die mir alle Informationen weitergegeben haben. Als ich am Donnerstag mit Anna hinkam, wurden wir schon von weitem empfangen und in ein kleines Zimmer gebracht, da es ja eine Überraschung sein sollte. Sie gaben uns auch ein Geschenk, das wir dem Geburtstagskind überreichen sollten (eine Karikatur von ihr mit Anna). Dann sind wir zusammen mit einigen Angestellten, einem großen Kuchen und dem Geschenk in das Büro des Geburtstagskinds gelaufen, haben ein Geburtstagslied gesungen, das Geschenk überreicht und Kuchen gegessen. Sie hat sich sehr darüber gefreut, Anna als Überraschungsgast zu sehen ;). Anna wird von ihnen übrigens liebevoll „Schiao De“ genannt. „De“ kommt von „DeGuo“ („Deutschland“), wobei „De“ auch soviel wie „Tugend“ bedeutet und „Schiao“ heißt einfach „Klein“.
Es ist wirklich schön zu sehen, wie Gott auch unsere Kinder gebraucht, um unsere Beziehungen in der Nachbarschaft hier mehr und tiefer werden zu lassen!
Ein kleiner Nachtrag…
Auch in diesem Sommer konnten wir wieder für gute drei Wochen nach Deutschland fliegen und dort Urlaub machen. Wir sind sehr dankbar dafür, dass unsere beiden Mädels den langen Flug jedes Mal gut mitgemacht haben. Während unserer Zeit in Deutschland ist Joachim dann noch für einige Tage nach London geflogen, um sich dort mit seinem Professor, der ihn beim Doktorstudium betreut, zu treffen. Wir haben uns sehr gefreut unsere Familie und viele Freunde wieder zu sehen und es ist schön, dass Amy und Anna so Deutschland auch ein bisschen besser kennen lernen können.